
Für die sogenannte „Siegesallee“ im Berliner Tiergarten schuf der Bildhauer Joseph Uphues (1850 – 1911) eine Gruppe mit Friedrich II. als Hauptfigur. Der König wurde links und rechts von den Büsten des Generalfeldmarschalls Graf Kurt Christoph von Schwerin (1684–1757) und dem Komponisten Johann Sebastian Bach (1685–1750) flankiert. Graf von Schwerin sollte hierbei den – bis in den Tod getreuen – militärischen Geist verkörpern, Bach stand für Friedrichs Musikleidenschaft. Die Figurengruppe wurde am 26.08.1899 eingeweiht.
Die Siegesallee entstand in einer Zeit, da öffentliche Denkmäler und Statuen Hochkonjunktur hatten. Dies galt nicht nur für Preußen, sondern für ganz Europa. Die Bildhauerkunst tendierte zu Schwerfälligkeit und Schwülstigkeit. Patriotische Themen standen im Mittelpunkt der Denkmäler, die zu Hunderten in der Regierungszeit Wilhelms I. errichtet wurden.
Die Berliner Siegesallee war eine Paradebeispiel für den Wunsch des Kaisers, sich durch den Boulevard, als Kunstkenner und Mäzen zu profilieren. Auf 750 Metern Länge standen insgesamt 34 Herrscher des Hauses Brandenburg. Alle waren flankiert von hohen Staatsbeamten, Generälen oder Künstlern ihrer jeweiligen Herrschaftszeit. Über den künstlerischen Wert der Allee wurde bereits zu ihrer Entstehungszeit heftig diskutiert. Und tatsächlich waren viele Statuen eher plump und leblos ausgeführt worden.
Das Potsdamer Denkmal Friedrichs II.
Für die Pariser Weltausstellung, die von April bis November 1900 stattfand, schuf Uphues eine Bronzekopie seiner Friedrich-Statue, die dort zusammen mit einer weiteren Skulptur („Bogenschütz“) ausgestellt wurde. Nach der Weltausstellung muss Wilhelm I. die Skulpur erworben haben, ist sie doch im Ausstellungskatalog als „im Besitze des Künstlers“ eingetragen. Da Wilhelm die Bronze jedoch 1901 der Stadt Potsdam zum Geschenk machte, muss sie zuvor in seinen Besitz übergegangen sein.

Im Jahre 1901 war es genau 200 Jahre her, dass Friedrich I. sich zum König in Preußen krönte. Dies geschah am 18. Januar 1701 und auf den Tag genau 200 Jahre später übergab Kaiser Wilhelm II. der Stadt die Statue Friedrichs II.. Am 23. Mai 1901 wurde das Standbild im Rondell der Plantage hinter der Garnisonkirche aufgestellt, wobei Friedrich in Richtung seiner (unfreiwilligen) Grabstätte blickte.
1934 wurde im Zuge der Umgestaltung der Plantage der Sockel des Denkmals erhöht und die Bepflanzung entfernt. Während des Krieges wurde die Statue abgebaut, um sie vor eventuellen Beschädigungen zu schützen. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Denkmälern sollte sie nicht zum Einschmelzen freigegeben werden, sondern in Sanssouci einen neuen Platz erhalten. Angeblich wegen fehlender Transportmöglichkeiten ließ man auch diese Skulptur später einschmelzen.
Weitere Kopien
Während also die Potsdamer Bronze verloren ist, existieren weitere von Upheus geschaffene Friedrich-Standbilder weiter. Zum einen ist die Originalstatue von der Berliner Siegesallee erhalten geblieben. Sie befindet sich heute – zusammen mit anderen Skulpturen der Allee – in der Zitadelle Spandau. Eine weitere, ebenfalls 1899 geschaffene Marmorstatue, hat heute ihren Platz vor dem Gebäude der Gartendirektion im Park Sanssouci. Sie stand ursprünglich im Parterre vor der Neptungrotte und wurde 1927 in die westliche Hälfte des Parterres vor den Neuen Kammern versetzt. Im Zuge des Rückbaus dieses Standortes – hin zu seinem ursprünglichen Erscheinungsbild – gelangte die Skulptur 1936 an ihren jetzigen Standort.

Auch eine weitere, ebenfalls um 1900 von Upheus geschaffene Bronzeskulptur Friedrichs des Großen, lässt sich heute noch am Schöpfwerk Knock in Wybelsum (Ostfriesland) bewundern. Sie war 1901 zusammen mit einem Denkmal des Großen Kurfürsten im Stadtgarten von Emden aufgestellt. Beide Monarchen haben sich um Ostfriesland verdient gemacht: der Große Kurfürst durch die Förderung des Seehandels in Emden, Friedrich II. durch die Urbarmachung von Mooren und den Küstenschutz. Nach dem Krieg wurden die Denkmäler abgeräumt und deponiert und erst 1966 an die Betreibergesellschaft des Siel- und Schöpfwerks Knock in Wybelsum übergeben, wo sie einen neuen Standplatz fanden.
Quellen:
CLARK, C.: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600 – 1947. München. 2007.
GENERALDIREKTION DER STIFTUNG PREUSSISCHE SCHLÖSSER UND GÄRTEN (Hrsg.): Bauten und Bildwerke im Park Sanssouci. Amtlicher Führer. Ohne Ortsangabe. 2000.
POTSDAMER VERKEHRSVEREIN (Hrsg.): Illustrierter Führer durch Potsdam. 8. Auflage. Potsdam. 1910.
SALOMON, U.: Statuen in Potsdam. Hamburg. 1994.
WITT, O.: Weltausstellung in Paris 1900: amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reichs. Berlin. 1900. Digitalisat der Universität Heidelberg.
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