Seit Mai 2015 laufen die Arbeiten zur Rückkehr der sogenannten Ringerkolonnade an ihren ursprünglichen Standort zwischen Marstall und Stadtschloss. Seit den späten 1960er Jahren zierte dieses Fragment der einst 75 Meter langen Kolonnade den Potsdamer Stadthafen.
Im Jahr 1744 (der Umbau des Stadtschlosses nach den Vorstellungen Friedrichs II. hatte gerade erst begonnen) entschied sich der König, den Lustgarten vor seinem Schloss zur Stadt hin optisch abgrenzen zu lassen. Dazu sollten zwei Kolonnaden zur Ausführung kommen. Eine davon, die sogenannte Havelkolonnade, sollte dabei die östliche Grenze zur Langen Brücke bilden. Die zweite, später als Ringerkolonnade bezeichnete Säulenreihe, war die nördliche Begrenzung.
Am 29. Dezember 1744 ergeht der königliche Befehl, welcher die ersten 10.000 Taler für die Errichtung der Kolonnaden freigibt. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699 – 1753) fertigt die Pläne für die Säulenreihen an. Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass die Idee für den Standort, die Form und die Größe von Friedrich selbst stammen.

Maßgeblich für die Länge beider Kolonnaden war der Abstand zwischen dem westlichen Seitenflügel des Schlosses und dem Marstall. Die Ringerkolonnade wurde hierbei auf ganzer Länge ausgeführt (75 Meter), ihr Pendant an Havel war mit 37,5 Metern genau halb so lang.
Die Havelkolonnade
Im Mai 1745 begannen zunächst die Bauarbeiten für die Havelkolonnade, welche bis Ende Oktober gleichen Jahres abgeschlossen werden konnten. Die Bildhauerwerke waren jedoch nicht fertig geworden, so dass sowohl die Putten und Vasen auf der Attika, als auch die vier Brunnen mit Meeresgöttern erst im Frühjahr 1745 dorthin versetzt wurden.
Insgesamt bestand die Havelkolonnade aus acht Säulenpaaren korinthischer Ordnung mit einer Höhe von 6,60 Metern. Das Postament war in der Mitte zwischen dem vierten und fünften Säulenpaar durch eine Durchfahrt unterbrochen. Die Säulenpaare am Anfang und Ende der Kolonnade – sowie jene an der Durchfahrt – waren um eine dritte Säule ergänzt, um die Standfestigkeit zu erhöhen. So ergibt sich eine Gesamtzahl von zwanzig Säulen.
In den vier Feldern zwischen den Säulen (Interkolumnien) standen die bereits erwähnten Brunnen. Dies waren, wie Manger schreibt, „kolossale Grouppen, Meergötter vorstellend, mit Kindern und Attributen umgeben, und mit felsenartigen, mit Wasserblumen verzierten Vasen versehen […]“. Auf der Attika kamen neben vier Vasen auch vier Puttengruppen zu stehen. Sie befanden sich jeweils über den dreifachen Säulengruppen.
Bis auf zwei Kapitelle, die durch den Bildhauer Johann Becker (Lebensdaten unbekannt) geschaffen wurden, stammen alle sonstigen bildhauerischen Werke von Friedrich Christian Glume (1714 – 1752).


Die Ringerkolonnade
Mit der doppelt so langen Ringerkolonnade wurde ebenfalls noch 1745 begonnen und auch der größte Teil des Fundamentes fertiggestellt. Am 9. April 1746 begann man mit dem Aufbau der Säulenreihe, die aus insgesamt 14 Säulenpaaren bestand. Auch hier musste zur Verstärkung der Konstruktion sechs Säulenpaaren eine dritte Säule beigegeben werden, so dass die Gesamtzahl der Säulen 34 betrug. Das Aufstellen der Kolonnade konnte am 21. Juni abgeschlossen werden. Im Anschluss wurden die Bildhauerarbeiten versetzt.
Hatte die Havelkolonnade mit den Meeresgöttern einen Bezug zum nahen Wasser hergestellt, so widmete sich die Ringerkolonnade einem kriegerischen Thema. Dies stellt wiederum einen Bezug zum Lustgarten her, der von Friedrichs Vater zum Exerzierplatz für Soldaten „umgestaltet“ worden war.

Um einen Durchgang für die Fahnenträger zu erhalten, wurde das Postament der Ringerkolonnade zwischen dem zweiten und dritten Säulenpaar auf Schlossseite unterbrochen. Für die Aufstellung von Figuren blieben demnach noch zwölf Interkolumien frei. Für sie fertigten der leitende Bildhauer (Surintendent des Ornements) Johann August Nahl der Ältere (1710 – 1781) zwei Ringergruppen, Georg Franz Ebenhech (1710 – 1757) zwei Fechter, und Glume fünf Ringergruppen, drei Fechter (Glume spricht von „Gladiators“) und einen Schleuderer. Zudem kamen aus Glumes Werkstatt noch die sechs Kindergruppen und acht Vasen auf der Attika sowie 22 der 34 Säulenkapitelle. Die restlichen zwölf Kapitelle lieferte Benjamin Giese (1705 – 1755).


Während die Havelkolonnade im April 1945 fast gänzlich zerstört wurde, blieb die Ringerkolonnade fast vollständig erhalten: von den vierzehn Säulenpaaren waren 1956 noch immer zwölf erhalten. Von den Bildhauerarbeiten der Interkolumnien lassen sich immerhin noch mindestens sechs nachweisen (vom Marstall aus gesehen die Figuren der Felder 2, 3, 4, 6, 9 und 11). Vom Attikaschmuck waren noch fünf der acht Vasen und fünf der sechs Puttengruppen erhalten.

Abriss und erster Wiederaufbau
Mit der Beseitigung des Stadtschlosses im Jahre 1960 wurde auch die Ringerkolonnade abgebaut und viele ihrer Teile eingelagert. Sie sollten später in einem Freilichtmuseum ausgestellt werden. 1969 erfolgte im Zuge der Neugestaltung der Freiflächen rund um das 1967 – 1969 erbaute Interhotel eine Aufstellung von einzelnen Architekturteilen des Stadtschlosses. Neben einem Giebelrelief von der Marktseite des Schlosses wurde auch ein Teil der Ringerkolonnade am Havelufer errichtet. Diese wurde aus vorhandenen Resten so wiederhergestellt, dass sie sieben Säulenpaare darstellten, welche einst die Positionen 6 – 12 (vom Marstall aus gesehen) hatten. Daher kamen auch drei dreifache Säulengruppen zur Ausführung. Da während des Krieges jedoch die Säulenpaare 8, 9 und 10 zerstört wurden, sind diese Säulen demnach neugeordnet worden.

In den insgesamt sechs Interkolumnien kamen vier der fünf erhaltenen Figuren zur Aufstellung, wobei sich die zwei Ringergruppen mit den beiden Einzelskulpturen abwechselten. Keine dieser Figuren stand dabei an ihrem ursprünglichen Platz. Dass nicht alle 1950 noch nachweisbaren Figuren wieder aufgestellt wurden, könnte mit deren Zustand erklärt werden oder aber damit, dass die beiden anderen inzwischen nicht mehr existierten. Die beiden äußeren Felder blieben jedenfalls leer. Auf der Attika kamen vier Vasen entsprechend der historischen Vorgabe über den einfachen Säulenpaaren zum Stehen, drei Kindergruppen wurden entsprechend über den dreifachen Säulenpaaren positioniert.




Der zweite Wiederaufbau
Bei Wartungsbegehungen im Sommer 2011 wurde festgestellt, dass ein erheblicher Handlungsbedarf sowohl bei Säulen als auch dem Figurenschmuck der Kolonnade bestand. Im Juni 2011 wurden die Säulen mit Spannseilen gesichert und im Oktober 2011 erfolgte eine Absperrung der Kolonnade aufgrund konstruktiver Schäden. Im Dezember 2013 wurden zunächst die Vasen und Putten von der Attika geborgen, wobei auch lose Teile wie Hände und Arme abgenommen wurden. Im Januar 2014 erfolgte eine Notabdeckung der Attika und im darauffolgenden Monat wurden auch die Skulpturen aus den Interkolumnien geborgen und eingelagert.
Im August 2015 wurde mit dem Abbau der Säulen begonnen, der im Oktober abgeschlossen war. Bereits ab Mai 2015 wurde der künftige Standort am Steubenplatz für den Wiederaufbau vorbereitet. Dabei kam auch das historische Fundament wieder zum Vorschein, welches zwischen Juni und Juli 2015 archäologisch dokumentiert wurde. Bei den Ausgrabungen wurde zusätzlich der Verlauf der noch älteren Lustgartenmauer lokalisiert. Das originale Fundament der Ringerkolonnade konnte zum Teil mit in den Wiederaufbau integriert werden, ein Teil musste jedoch abgetragen werden.



Es sei noch angemerkt, dass im Zuge des Wiederaufbaus der Ringerkolonnade vorläufig nur die Säulenpaare 6 – 12 wieder errichtet wurden. Die zu DDR-Zeiten durchgeführte Neuordnung der Säulen blieb erhalten. Einige besonders geschädigte Säulentrommeln und -basen sowie Teile der Attika und der Balustrade wurden durch Kopien ersetzt.
In Kürze ist die Ringerkolonnade also wieder als optische Grenze zwischen der Stadt und dem Lustgarten erlebbar. Ihren Figurenschmuck und auch die restlichen Teile der Kolonnade, die nach wie vor bei der Schlösserstiftung vorhanden sind, können aus Geldmangel derzeit nicht zurückkehren.
Impressionen vom Umzug der Ringerkolonnade
Nachtrag
Am 8. April 2019 wurden die ersten bisher eingelagerten Sandstein-Bildwerke wieder auf der Ringerkolonnade aufgestellt. Hierbei handelt es sich um eine Prunkvase und zwei Putten.
Quellen:
MANGER, H.L.: Baugeschichte von Potsdam. I. Band. Reprint der Originalausgabe von 1789/90. Leipzig. 1987.
STIFTUNG PREUSSISCHE SCHLÖSSER UND GÄRTEN BERLIN BRANDENBURG; UNTERE DENKMALSCHUTZBEHÖRDE DER LANDESHAUPTSTADT POTSDAM (Hrsg.): Minervas Mythos. Fragmente und Dokumente des Potsdamer Stadtschlosses. Ausstellungskatalog. Berlin. 2001.
GIERSBERG, H.-J.: Das Potsdamer Stadtschloss. Potsdam. 1998.
MIELKE, F.: Die Kolonnaden des otsdamer Stadtschlosses. In: LANDESGESCHICHTLICHE VEREINIGUNG FÜR DIE MARK BRANDENBURG e.V. (Hrsg.): Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte. Berlin. 1993. S. 53–68.
http://www.archaeologie-manufaktur-gmbh.de/por-potsdam-ringerkolonnade-2015
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