Teil 3. Fortsetzung der Artikelreihe zu den Leitbauten am Alten Markt.
Hier finden Sie Teil 1 (Einführung) und Teil 2 (der Gasthof „Zum Roten Adler“)
Das Schulzische und Dieckowsche Haus (Palais Barberini)
Zusammen mit dem Gasthof zum Roten Adler wurden 1754 auch die ersten sechs Häuser der Brauerstraße neu errichtet. Zwischen ihnen und dem Gasthof blieben jedoch die alten Bauten aus der Zeit des Soldatenkönigs erhalten. Darunter auch die Häuser der Herren Schulz und Dieckow (Am Schlosse 5 und 6). Sie bildeten weiterhin die wenig repräsentative Südseite des Alten Marktes.
Es verwundert, dass Friedrich, der bis dato bereits alle Seiten des Platzes hatte umgestalten lassen, sich mit der Südseite fast 20 Jahre Zeit lassen sollte. Mielke nimmt an, dass ihm zunächst keine zufriedenstellende ausländische Vorlage zur Hand war und später der Siebenjährige Krieg (1756 – 1763) eine Rückstellung des Umbaus erforderte. Dass der König so lange wartete spricht, so Mielke, auch für die Sorgfalt, mit denen er die Vorlagen für die Potsdamer Adaptionen auswählte.1

Wie dem auch sei, um etwa 1770 wird Friedrich II. auf den Kupferstich des Palazzo Barberini in Rom aufmerksam, der ihn offensichtlich anspricht. Er befiehlt den Umbau der Südseite des Alten Marktes, der im Jahre 1771 beginnt. Dies betraf jene zwei Häuser
„unweit des Schlosses, die einerley Aussenseite, und zwar nach dem Befehle des Königs von dem Palaste Borghese [hier irrt Manger] zu Rom erhielten. […] Der Bau verzog sich bis in das folgende Jahr; denn damals wurden noch zu Erbauung der Häuser, besonders solcher, von beträchtlicher Größe, sehr lobenswürdig zwey Jahre angewendet, welches in der Folge nicht mehr geschah, weil immer in einem Jahre die alten Häuser im März abgerissen wurden, und im Oktober schon soweit wieder aufgeführet seyn mußten, das die Besitzer einziehen konnten.“2
1772 wird dieser Bau fertiggestellt. Zuvor kommt es jedoch zu einem Unglück, wie Manger berichtet:
„zweyen Maurermeistern war die Erbauung dieser beyden, von außen nur ein Gebäude vorstellenden Häuser aufgetragen. Der eine bemühte sich besonders zu der mit dorischen Wandsäulen versehenen Vorlage (Risalit), zwischen deren Pfeilern offene Bogen waren, die besten und tauglichsten Materialien zu nehmen, der andere aber verabsäumte dieses, und nahm dazu, was ihm vor die Hand kam, ohne Unterschied. […] Da also im Jahre 1772 der rohe Bau soweit vollendet war, daß nur das Innere vollends in Stand gesetzt werden durfte, so stürzte am 23sten September […] der Theil vom Risalit, welcher jener nachlässige Werkmeister zu erbauen gehabt, des Morgens zwischen sechs und sieben Uhr wieder ein. Es verunglückten dabey viele Arbeiter, von denen etliche auf der Stelle todt blieben, andere aber schwer verwundet wurden. Erstere mußten begraben und die anderen geheilet werden. Es war ein seltener Fall in den Baurechnungen, Kosten für Särge und Begräbnis aufzuführen; doch konnte es nicht anders seyn. Der König ließ seine Ungnade über diesen Vorfall in den härtesten Ausdrücken ankündigen, und doch ging seine Milde so weit, daß er nicht eher wieder in diese Gegend kam, bis alles in fertigen Stand gesetzt war, damit er alsdenn Seine Zufriedenheit über die Ausführungen bezeugen konnte.“3
Manger nennt die Namen der ausführenden Architekten nicht, gemeinhin wird jedoch angenommen, dass sowohl Carl von Gontard (1731 – 1791), als auch Georg Christian Unger (1743 – 1799) am Entwurf beteiligt waren. Gontard hatte Italien im Jahre 1754 besucht als er noch bei Friedrichs Schwester Wilhelmine in Bayreuth in Diensten stand.4 Dass er den Palast in Rom aus eigener Anschauung kannte, kann angenommen werden.
Das Original in Rom
Das Vorbild des Baus, der Palazzo Barberini in Rom, wurde zwischen 1627–1638 im Stil des Barock für die Gebrüder Taddeo und Francesco Barberini erbaut. Zunächst war Carlo Maderno (1556 – 1629) als Architekt verantwortlich, nach dessen Tod übernahm Gian Lorenzo Bernini (1598 – 1680) die Bauleitung.5
Zwei energisch vorgeschobene Seitenflügel bilden beim römischen Original einen zur Straße offenen Hof. Der Hauptbau zwischen den Flügeln wird durch einen dreistöckigen siebenachsigen Risaliten geprägt, welcher wiederum das römische Kolosseum zitiert. Er ist jedoch nur ganz leicht von der Fassade des Mittelbaus abgehoben.
Potsdam mit eigener Interpretation
Wie schon an den adaptierten Bauten zuvor, hält man sich auch beim Potsdamer Barberini nicht sklavisch an die italienische Vorlage. Der Bau wird vielmehr an hiesige Maßstäbe angepasst und durch eigene Einfälle der heimischen Architekten ergänzt. Der Risalit wird in Potsdam auf fünf Achsen verkürzt, ragt jedoch wesentlich deutlicher als in Rom (um eine ganze Fensterachse) auf den Platz. Die Seitenflügel wurden gänzlich fortgelassen und stattdessen der Hauptbau links und rechts um drei Achsen erweitert.
„Figuristenarbeit [gemeint sind Skulpturen] findet sich nicht daran; von Dekorateurs aber haben [Nathanael] Eppen und Gehülfen verfertiget:
Sechs antike jonische Wandsäulenkapitäle,
Sechs doppelte gekröpfte römische Pilasterkapitäle, und
Sechs antike Vasen auf die obere Balustrade.
Das andere sind Stuckarbeiten von [Constantin Philipp Georg] Sartori [1747- 1816] und dessen Gehülfen.“
Nicht abschließend geklärt ist bisher, ob die Potsdamer Adaption allein aus dem Gestaltungswillen der hiesigen Architekten zu begründen ist oder ob weitere Vorlagen zur Inspiration herangezogen worden sind. Wie dem auch sei, trotz der teilweise detailgetreuen Übernahme architektonischer Details stellt das Potsdamer „Barberini“ eine selbständige Leistung Gontards und Ungers dar.
Neue Seitenflügel und neue Nutzung
Friedrich Wilhlem IV. (1795 – 1861), zu dessen „Wesensart des ewig planenden Fürsten [es gehörte], daß er Jahrzehnte hindurch unermüdlich […] Architekturskizzen zu Papier brachte“6 hatte auch den Scheinpalast am Alten Markt entdeckt. Nach seinem Willen sollte das Bauwerk, das zwar zum Alten Markt hin eine Prachtfassade bot, wie bei Friedrich II. jedoch üblich eine gänzlich schmucklose Rückseite hatte, auch zum Wasser hin repräsentativ ausgebaut werden. Dem König schwebte dazu ein Innenhof vor, der durch zwei neu zu errichtende Seitenflügel „in der Art venezianischer Palazzi“7 gebildet werden sollte. Ludwig Persius (1803 – 1845) wurde mit ersten Planungen beauftragt.8 Es war angedacht, einen der beiden Flügel den Potsdamer Vereinen zur Verfügung zu stellen. Der andere Flügel sollte demnach Wohnungen für königliche Gäste beinhalten. Im Juni 1844 nimmt Friedrich Wilhelm IV. jedoch wieder Abstand von den königlichen Wohnungen, die er „nicht für schicklich“ hält und will stattdessen nun das gesamte Gebäude den Vereinen überlassen.9
Zunächst scheitert der An- und Umbau des Hauses jedoch, da der Hofmarschall Friedrich Wilhelms IV. den Ankauf der beiden Gebäude ablehnt.10 Persius hatte bereits vorgeschlagen, den Bau an eine Privatperson zu verkaufen und dieser dann jährliche Förderungen zukommen zu lassen – offensichtlich eine frühe Form dessen, was heute unter dem Slogan „Public-Private-Partnership“ praktiziert wird.
So sollte es dann auch kommen: 1845 übernehmen die Maurermeister Zech und Hecker die beiden Gebäude für einen Preis von 27.300 Talern. Zuvor, im Januar 1845, hatte der König bereits die Pläne Persius‘ genehmigt. Diese sahen nunmehr einen Umbau des gesamten Hauses vor, wobei die beiden Vorderhäuser zu einem verbunden und mit großen Sälen ausgestattet werden sollten. Für die nächsten acht Jahre wurden „Fördermittel“ von 10.000 Talern jährlich bewilligt. Auch Persius‘ Vorschlag, „künftighin die Vereinslocale der ewig lebenden moralischen Person des Magistrats übergeben zu wollen“11, wurde vom König positiv beschieden.
Noch 1845 beginnt der Umbau, der bis 1851 dauern sollte. Wie von Persius geplant, wurden beide Vorderhäuser zusammengefasst und im ersten und zweiten Obergeschoss jeweils ein großer und mehrere kleine Säle eingebaut. Sie wurden vollständig möbliert und den Vereinen zur unentgeltlichen Benutzung überlassen. Um die Baukosten zu decken, wurden nun die neuerrichteten Seitenflügel mit „zahlreichen eleganten Miethwohnungen, welche die freundliche Aussicht nach dem Bahnhofe, über die Lange Brücke, dem Brauhausberg und Nowaweß je nach der verschiedenen Lage der Wohnungen gewährten“12 ausgestattet.
Im Zuge des Umbaus entstand auch die markante Durchfahrt mit den offenen Arkaden. Zwar wies auch der Ursprungsbau bereits eine offene Arkade am Risaliten auf, der Durchbruch zum Hof entstand jedoch erst mit dem Anbau der Hofflügel. Hans Kania sieht in diesen Arkaden eine Abwendung vom „rein klassizistischen Stile [und] ein immer stärkeres Eindringen der eigentlichen Renaissancemotive“13.
Nachdem Persius bereits im Sommer 1845 verstorben war, übernahm August Stüler (1800-1865) die Bauaufsicht, die jedoch 1847 an Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876) übergeben wurde, als dieser zum Hofbaurat ernannt wurde. Er ist zumindest für die Gestaltung der Innenräume im Vorderhaus verantwortlich.14
Dass die Mietwohnungen nicht den gewünschten Profit abwarfen, machen Schreiben der Besitzer Zech und Hecker an den König deutlich, in denen sie um weitere Zuschüsse bitten. Sowohl diese Bitten, als auch Bitten um ein Darlehen werden negativ beschieden.15 Nicht verwunderlich scheint es daher, dass sich in den nächsten Jahren ein ständiger Besitzerwechsel vollzieht. Allein zwischen 1863 und 1895 wechselt der Gebäudekomplex sechsmal den Eigentümer.
Die Bewohner des Gebäudekomlexes
Ein Blick in das Adressbuch von 1882 gibt Auskunft über die Bewohner der Mietwohnungen, die damals der Berliner Gesellschaft Seeliger & Comp. gehören. Demnach sind im rechten Teil des Vorderhaus (in jenen Räumen, die nicht von den Vereinen genutzt werden16) mit der Hausnummer 5 der Glas- und Porzellanwarenhändler Fr. Fischer, der Rechnungsrath a.D. Kriewitz und der Sattlermeister A. Gallasch ansässig. Im ersten Teil des Seitenflügels mit der Hausnummer 5a wohnen die verwitwete Wäscherin Paschke, die Maurermeisterwitwe Witte, die Witwe Göbeler, der Oberlehrer Pätsch und der Organist Baltin. Im zweiten Aufgang die Wirtswitwe Dufft, der Lohndiener und Tafeldecker F. Müller, das Fräulein Hann (Näherin), der Malermeister Friedrich, der Fleischermeister Wunder, der Schuhmachermeister Riegelmann und seine als Gesindevermieterin tätige Frau.
Auch die Gebrüder Stein lebten in diesem Aufgang. Sie waren die Verleger der seit 1875 erscheinenden „Potsdamer Zeitung“17. Außerdem der gegebenenfalls mit ihnen verwandte Buchdruckereibesitzer F. Stein. Weiterhin traf man hier den prinzlichen Silberverwalter Friedrich, den pensionierten Eisenbahnstationsvorsteher E. Wagner, den Regierungsekretär A. Körner, den cand. phil. Carl Hermann Jordan sowie den Korrektor Ernst Eltester.
In der rechten Vorderhaushälfte (Nr. 6) hatte der Saalverwalter des Barberini, ein Herr Mahnkof, seine Wohnung. Der Schneidermeister lebte und arbeitete fast 60 Jahre mit seiner großen Familie im Palais und galt als die gute Seele des Hauses.18 Seine Nachbarn waren der Klempnermeister Maßke, der Arbeiter Wittrin, der Kaufmann Hoffmeister und der Tischlermeister Salinger.
Im ersten Aufgang des Seitenflügels (Nr. 6a) lebten wiederum der Schriftsetzer Cäsar Tamanti mit seiner verwitweten Mutter, der Invalide Dohmen, der Regierungssekretärsassistent Tiebe und der Magistratssekretär Kube. Zum Schluss noch ein Blick in den zweiten Aufgang (6b): hier leben der Regierungssekretär Sörl, der Amtsgerichtssekretär Burrmeister, der Steueraufseher Perband, der Rentier Beilschmidt, die Witwe Dohme (geborene Le Grand), die Superintendantenwitwe Klehmet, die Rentiere Starke, der Obertelegraphenassistent Bogan und die Witwe Thiele. Außerdem hat das Fräulein Bösicke hier ihre Nähschule.
Zwar ist über die Lebensbedingungen der rund 40 Familien bzw. ca. 200 Bewohner wenig bekannt. Die Mieter mussten sich wenige Toiletten auf dem Hof teilen, was eher auf unangenehme Wohnumstände schließen lässt.
Knapp 30 Jahre später hat sich die Nutzung bereits erheblich gewandelt. Am 27. Oktober 1910 kann die Potsdamer Tageszeitung über die Eröffnung der „Lichtspiele im Palast Barberini“ berichten:
„Der Konzertsaal ist für die Lichtspiele vollständig mit elektrischer Lichtanlage versehen worden, die Aufgänge sind teppich-belegt, der Saal selbst mit Blattpflanzenarrangements und Läufern geschmückt.“19
In der ersten Woche seines Bestehens zeigte das Kino die Pariser Mode, britische Manöver, eine Beerdigung und die Hundertjahrfeier der Berliner Universität. Hohe Beliebtheit beim Publikum fanden die aktuellen Berichte über Ereignisse am kaiserlichen Hof.
Neben dem Kino betrieben die Maler Max von Rüdiger und Carl Andreas Seeber ein Atelier und eine Mal- und Zeichenschule. In der „Bier Niederlage“ im Erdgeschoss wurde die „Potsdamer Stange“, eine lokale Biermarke, gereicht.20


Das Palais Barberini in Gefahr
Wie um die Jahrhundertwende üblich, wurde auch die Fassade des Palastes Barberini in diesen Jahren stark durch Ladeneinbauten und Werbung verunstaltet. So wurde etwa der Triglyphenfries über den Arkaden durch ein riesiges, knallblaues, gleißendes Werbeschild der Berliner Bock-Brauerei verunstaltet. Der mittlere Bogen war durch Reklame für die Terrasse des Hotel Stadt Königsberg verdeckt.21 Da die wechselnden (meist Berliner) Besitzer keine Investitionen in das Gebäude tätigten, bröckelte der Putz von der Fassade. Erst in den späten 1930er Jahren wurde sie repariert und wieder in den ursprünglichen Zustand ohne Ladeneinbauten und Werbung zurückversetzt.
Dass das Barberini zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch stand, ist nebenbei bemerkt durchaus nicht selbstverständlich. Im Zuge der Einführung der elektrischen Straßenbahn wurde die Errichtung eines zweiten Havelüberganges vom Bahnhof zum Alten Markt diskutiert. Im Juni 1903 und Mai 1904 erörterte die zuständige städtische „Kommission zur Elektrifizierung“ über Ankauf und Abriss des Palastes zugunsten einer Durchfahrt auf den Alten Markt. In der zweiten Sitzung entschied man sich jedoch „mit großer Majorität“ vom Ankauf des Palastes abzusehen.22
Barberini in städtischer Hand
Am 25. September 1912 übernahm die Stadt Potsdam den Palast Barberini zu einem Preis von 350.000 Mark.23 Dies geschah mit dem Ziel, der Potsdamer Verwaltung neue Räume zu verschaffen. Der Platzmangel im Potsdamer Rathaus war ein altes Ärgernis, das auch im 20. Jahrhundert weiter aktuell blieb. In einem Magistratsbeschluss vom 28. Juli 1915 heißt es, der Magistrat erkenne an, „daß die Unterbringung der Allgemeinen Verwaltung derart würdelos ist, daß sie bis zum Bau eines neuen Rathauses, der durch die Zeitverhältnisse erheblich hinausgeschoben scheint, unmöglich aufrecht zu erhalten ist.“24 Mit den Zeitverhältnissen war der erste Weltkrieg gemeint und tatsächlich wird es auch später (auch wenn Versuche unternommen wurden) kein neues Rathaus geben.
Das Barberini bot sich als zusätzlicher Platz für die Verwaltung an und so beschließt der Magistrat am 5. Juli 1916, die Verwaltung zu verlegen.25 Mit den Planungen für den Umbau wurde der Stadtarchitekt Reinhold Mohr (1882–1978) beauftragt.26 Dessen erste Planungen sahen ein Saalgebäude mit 1.000 Plätzen vor, welches die beiden Flügel an der Wasserseite miteinander verbunden hätte. Es wurde jedoch nicht realisiert. Stattdessen wurden lediglich niedrige Anbauten ausgeführt, welche unter dem NS-Oberbürgermeister Hans Friedrichs (1875-1962) wieder entfernt und durch Altane mit Pergolen ersetzt wurden.27
Wie sich die Witwe des früheren Oberbürgermeisters Werner Dehms (1883–1938) im September 1955 erinnerte, befand sich auch das Büro des Bürgermeisters zumindest noch im Jahre 1924 in einem der Seitenflügel des Barberini-Palastes.28
1935 erfolgt eine erneute Umnutzung der Seitenflügel. Statt der Verwaltung zog nun ein Mädchenheim und eine Jugendherberge ein. 1939 wurde die Umgestaltung des Innenhofes umgesetzt und es fand der Umbau des Palastes Barberini zu einem Kulturhaus statt. Hier wurde nun u.a. die Volksbücherei untergebracht und auch das Städtische Museum zog mit Teilen seiner Sammlung und den Inventarlisten in den „Palast“ ein.29
Ende und Wiederkehr des Palastes Barberini
Beim schweren Luftangriff auf Potsdam vom 14. April 1945 wurde der Palast Barberini schwer beschädigt. Der südwestliche Teil des Vorderhauses und dessen rückwärtiger Flügel wurden fast gänzlich zerstört, die restlichen Gebäudeteile waren vollständig ausgebrannt. Auch die Inventarlisten des Potsdam-Museums fielen dem Feuer zum Opfer.30 Mit dem Abriss der Ruine am 24. März 1948 31, verschwand nach fast 180 Jahren eines der bedeutendsten Bauwerke des Alten Marktes vermeintlich für immer.

Am 1. September 2010 beschlossen die Potsdamer Stadtverordneten das sogenannte „Integrierte Leitbautenkonzet“, welches einzig das Vorderhaus des Palastes Barberini als vollständig historisch rekonstruierbar ansah. „Nur bei diesem Gebäude ist die architektonische, kunsthistorische und städtebauliche Qualität sowie die historischen Unterlagen so vollständig vorhanden, dass eine originalgetreue Rekonstruktion möglich ist.“32
Den Zuschlag für die Wiedererrichtung Palastes erhielt der Berliner Unternehmer Abris Lelbach, der zunächst ein Mischnutzung aus Wohnen und Kultur geplant hatte.33 Wenig später wurden die Pläne jedoch geändert und Lelbach tat sich mit der Hasso-Plattner-Förderstiftung zusammen, um ein Museum für die Kunstsammlung Plattners zu errichteten.34 Im Jahre 2013 begannen hier die Bauarbeiten, die zum Dezember 2016 abgeschlossen wurden. Im Zuge der Umplanung wurde auf eine Wiederherstellung der historischen Säle zugunsten eines modernen Museums verzichtet. Auch bei den Seitenflügeln wurde den Architekten größere Freiheiten gewährt. Durch den Verzicht auf die ursprünglichen Mezzaningeschosse, der wiederum durch die Anforderungen des Museums bedingt war, ist den Architekten um Thomas Albrecht aus dem Büro Hilmer & Sattler und Albrecht eine moderne Interpretation gelungen, die dem italienischen Original sehr nahe kommt.
Am 23. Januar 2017 wurde das Museum Barberini für das Publikum geöffnet. Unter den zahlreichen Gästen der Eröffnung konnten der Stifter Hasso Plattner und die Direktorin Ortrud Westheider neben Bundeskanzlerin Angela Merkel, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs auch die Ehrengäste Bill Gates, Botschafter, Museumsdirektoren, Sammler, Schauspieler, Künstler sowie Persönlichkeiten aus Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen begrüßen. Im ersten Monat seit der Eröffnung besuchten über 60.000 Menschen Potsdams neue Sehenswürdigkeit. Die erste Ausstellung des Museums trägt den Titel „Impressionismus. Die Kunst der Landschaft sowie Klassiker der Moderne. Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky.“ Sie gewährt Einblicke in eine Sammlung mit insgesamt über 170 Werken in 17 Ausstellungssälen.35
Quellen
1 MIELKE, F.: Das Bürgerhaus in Potsdam. In: BINDING, G. (Hrsg.): Das deutsche Bürgerhaus.Tübingen. 1972. S. 45.
2 MANGER, H.L.: Baugeschichte von Potsdam. II. Band. Reprint der Originalausgabe von 1789/90. Leipzig. 1987. S.363f.
3 Ebd. S.364f.
4 SARRAZIN, O.; HOßFELD, O.: Leben und Wirken Karl v. Gontards. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 41/1891. Berlin 1891. S. 397f.
5 https://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_Barberini
6 Ludwig Dehio, zitiert nach MIELKE, F.: Potsdamer Baukunst. Das klassische Potsdam. Frankfurt M., Berlin, Wien. 1981. S. 141.
7 MIELKE, F.: Potsdamer Baukunst. Das klassische Potsdam. Frankfurt M., Berlin, Wien. 1981. S. 377.
8 Persius‘ Tagebucheinträge zu diesem Thema zitiert KITSCHKE, A.: Der Potsdamer Palast Barberini. In: Mitteilungen der Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.; Verein für Kultur und Geschichte Potsdams. 13.Jg. Heft 2. 2008. S. 4ff.
9 KITSCHKE, A.: Der Potsdamer Palast Barberini. In: Mitteilungen der Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.; Verein für Kultur und Geschichte Potsdams. 13.Jg. Heft 2. 2008. S. 6.
10 Ebd.
11 Ebd. S. 7.
12 Ebd.
13 KANIA, H.: Potsdamer Baukunst. Eine Darstellung ihrer geschichtlichen Entwicklung. Potsdam. 1916. S. 72.
14 KITSCHKE, A.: Der Potsdamer Palast Barberini. S. 7.
15 Ebd. S. 7f.
16 Über die Vereine, die hier angesiedelt waren, gibt Kitschke detailliert Auskunft: KITSCHKE, A.: Der Potsdamer Palast Barberini. S. 9–15.
17 WERNICKE, T.; GÖTZMANN, J.; WINKLER, K.: Potsdam Lexikon. Stadtgeschichte A bis Z. 2010. S. 304.
18 Diese Information wurde der Ausstellung über die Geschichte des Hauses im Museum Barberini entnommen.
19 Das Zitat ist der Ausstellung über die Geschichte des Hauses im Museum Barberini entnommen.
20 Diese Informationen wurden der Ausstellung über die Geschichte des Hauses im Museum Barberini entnommen.
21 RUMPF, F.: Die Eigenart des Potsdamer Stadtbildes und Vorschläge zu seiner Erhaltung. Potsdam. 1913. S.16.
22 KÖHLER, I.: Stadtverkehr Potsdam. Signal-Sonderausgabe. Berlin. 1994. S.24.
23 MIELKE, F.: Potsdamer Baukunst. Das klassische Potsdam. Frankfurt M., Berlin, Wien. 1981. S.377.
24 KITSCHKE, A.: Der Potsdamer Palast Barberini. In: Mitteilungen der Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.; Verein für Kultur und Geschichte Potsdams. 13.Jg. Heft 2. 2008. S. 17.
25 MIELKE, F.: Potsdamer Baukunst. S. 377.
26 MASCHEREK, R.: Leben und Werk des Potsdamer Architekten Reinhold Mohr (1882-1978). Ein Architekt der klassischen Moderne. In: Mitteilungen der Studiengemeinschaft Sanssouci e.V.; Verein für Kultur und Geschichte Potsdams. 8. Jg. Heft 2. 2003. S.15.
27 KITSCHKE, A.: Der Potsdamer Palast Barberini. S. 18.
28 DEHMS, K.: Der Bürgermeister und das Rathaus. Potsdamer Baupläne einst und für die Zukunft. In: Potsdamer Tageszeitung. Nr. 22. September 1955. S. 1.
29 POTSDAM-MUSEUM (Hrsg.): Sammeln und Bewahren mit Bürgersinn und Heimatkenntnis. Potsdam. 1996. S. 17.
30 Ebd.
31 KITSCHKE, A.: Der Potsdamer Palast Barberini. S. 18.
32 http://www.potsdamermitte.de/potsdamer-mitte/index.php?id=32
33 http://www.morgenpost.de/brandenburg/article108776482/Berliner-Unternehmer-baut-Palais-Barberini-wieder-auf.html
34 https://www.potsdam.de/content/palais-barberini-wird-plattner-kunstmuseum
35 Pressemitteilung des Museums Barberin vom 22. Februar 2017. https://www.museum-barberini.com/presse
3 Kommentare Gib deinen ab