Im Anflug: Minerva

Dies sollte eigentlich kein Putten- und Skulpturen-Blog werden, aber die Erfolge in Bezug auf die Wiedergewinnung des historischen Figurenschmucks am Stadtschloss, sind aktuell so zahlreich, dass es kaum anders geht. Schon am letzten Freitag, dem 7. Mai 2021 ist eben jene Skulptur zurückgekehrt, die von allen wahrscheinlich am meisten fehlte: Minerva – die zentrale Figur des Theater-Flügels am Alten Markt.

Die römische Göttin war ein Allround-Talent unter ihresgleichen. Sie wurde verehrt als Beschützerin der Handwerker und des Gewerbes und zugleich Schutzgöttin der Dichter und Lehrer. Minerva war die Göttin der Weisheit, der taktischen Kriegsführung, der Kunst und des Schiffbaus, sowie die Hüterin des Wissens. Später kam noch eine siegverleihende und die Geschicke des Staates lenkende Funktion hinzu und sie wurde zur Beschützerin des römischen Staates. Ihr griechisches Pendant ist keine geringere als Pallas Athene, die das abgeschlagene Haupt der Medusa an ihrem Schild trug. Es ist also nicht verwunderlich, dass Friedrich der Große mit eben jener Göttin, die trotz ihres Helms und des Schildes vor allem als Göttin der menschlichen Zivilisation und Kunstfertigkeit angesehen werden kann, seinen Theaterflügel bekrönen ließ.

Die erste Minerva-Skulptur wurde 1750 von Johann Gottfried Heymüller geschaffen und war eine der besten Skulpturen überhaupt auf dem Potsdamer Stadtschloss. Er zeigt die Göttin in abgewandter Pose mit einem Drachenhelm und einem Schild mit dem Haupte der Gorgo (Medusa). Die Figur trägt nur eine Gürtelschnalle, römische Sandalen und einen Speer.

Im Jahre 1932 wurde Minerva/Athene von ihrem Sockel gehoben – ihr Zustand war einfach zu schlecht um weiter Wind und Wetter ausgesetzt zu bleiben. Der tschechische Bildhauer J. Klazar (er restaurierte damals auch die Figuren des Neptunbassins) schuf eine Kopie, die jedoch nur wenige Jahre überdauern sollte. Im Bombenhagel des 14. April 1945 ging die Figur fast gänzlich verloren, nur wenige Bruchstücke blieben erhalten.

Eines der wenigen erhaltenen Fragmente der Kopie Klazars: das abgeschlagene Schlangenhaupt der Medusa.

Dank einer Großspende der Hasso-Plattner-Foundation und der ruhigen Hand des sächsischen Bildhauers Stefan Zimmermann. Dieser schuf in monatelanger Arbeit die zweite Kopie der „schönsten Frau Potsdams“, wie Hans Kania Minerva einst nannte.

Zusammen mit Odysseus und Penelope (beide rechts neben Minerva) ist die Göttin nun an ihrem angestammten Platz zurück. Was mit dem Original geschieht ist derzeit unklar. Es ist bei der Schlösserstiftung eingelagert.

Fritz und Peter - Deine Stadtführer für Potsdam

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